Direkt zum Inhalt

Rémys Geschichte

Der 19. November 2015 und der 9. Januar 2020 sind für mich meine beiden grossen Daten. Sozusagen meine Geburtstage Nummer 2 und 3. An diesen Tagen erhielt ich jeweils eine Stammzellspende. Meine Krankheitsgeschichte begann in den Sommerferien 2015 mit starken Bauchschmerzen. Nichts Grosses dachte ich mir, ging aber trotzdem zu meinem Hausarzt, da ich am nächsten Tag nach Japan fliegen wollte. Dieser schickte mich nach einer ersten Untersuchung direkt weiter ins Kantonsspital Baselland (KSBL), wo ich die Diagnose Leukämie bekam. Daraufhin stellten sich mir tausend Fragen, die im ersten Moment zu einem grossen Teil unbeantwortet bleiben mussten, denn nun begann ein erster Wettlauf mit der Leukämie.

Ich wurde sofort ins Universitätsspital Basel (USB) verlegt, wo zur weiteren Diagnostik eine Knochenmarkspunktion durchgeführt wurde. Gleich danach begann meine Therapie.

Zu Beginn war ich überrascht, wie gut es mir während der ganzen Therapie ging. Ich hatte nur sehr wenige und schwache Nebenwirkungen. Doch das sollte sich bereits mit meinem zweiten Chemoblock ändern – ich entwickelte eine schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung und musste auf die Intensivstation verlegt werden. Seither bin ich Diabetiker. Nach meinen ersten beiden langen Chemoblöcken folgten weitere Kurze. Ich fühlte mich mit der Zeit immer schwächer und konnte die Schule nicht mehr besuchen. In den kurzen Pausen zwischen den einzelnen Chemoblöcken blieb ich jeweils zu Hause, um meine Kräfte wieder zu sammeln. Etwa Mitte Oktober wurde ich dann zu einem Gespräch mit meinen Ärzten gebeten. Sie erzählten mir, man habe einen Stammzellspender für mich gefunden. Grosse Freude und gleichzeitig auch wieder eine gewisse Unsicherheit breiteten sich in mir aus. Ebenso stellten sich mir wieder viele Fragen. Die Wichtigsten davon konnten diesmal direkt geklärt werden. Anfang November ging es für mich dann ins Kinderspital (UKBB), wo meine erste Transplantation am 19. November 2015 durchgeführt wurde. Doch bevor es soweit war, musste ich noch eine harte Konditionierungstherapie zur Vorbereitung auf die Stammzelltransplantation mit Ganzkörperbestrahlung und einer hoch dosierten Chemotherapie durchstehen. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir äusserst schlecht und ich war sehr schwach. 32 Tage nach meiner Transplantation konnte ich dann kurz vor Weihnachten wieder nach Hause.

Zu Hause begann für mich eine lange Erholungsphase mit viel Physiotherapie und einem langsamen Wiedereinstieg ins Gymnasium. Es verlief aber alles nach Plan und ich fühlte mich von Tag zu Tag besser, so dass ich weiterhin in meiner Klasse am Gymnasium bleiben konnte. In der Folge schloss ich das Gymnasium ab und begann an der Universität Basel zuerst ein Biologie- und später ein Medizinstudium.

Vier Jahre nach meiner ersten Diagnose Leukämie kam für mich der nächste Dämpfer. Während meines «Häfeli-Praktikums» entwickelte ich starke Rückenschmerzen und ging zur weiteren Abklärung wieder ins KSBL. Dort wurde ein Tumor in der Brustwirbelsäule diagnostiziert. Wieder ging es für mich ins Unispital Basel, wo das Diagnostikkarussell abermals zu drehen begann. Der Endpunkt war wiederrum der Gleiche. Ich hatte ein Rezidiv, also einen erneuten Ausbruch meiner Leukämie entwickelt. Nochmals begannen für mich unterschiedliche Chemotherapien. Diesmal hatte ich noch mehr Pech. Ich entwickelte mehrere schwere Infekte, die mich immer wieder zu längeren Hospitalisationen zwangen. Schliesslich konnte ich wieder auf eine Stammzelltransplantation vorbereitet werden. Am 9. Januar 2020 wurde ich zum zweiten Mal transplantiert.

Auf die Stammzelltransplantation folgten leider ein paar unvorhersehbare Komplikationen. Es folgte eine grosse Operation, sowie ein langer Aufenthalt im Universitätsspital. Ich musste mich zwar wieder zurück ins Leben kämpfen, durfte jedoch im Februar 2020 das Spital endlich verlassen. Zu Hause begann erneut eine Phase der Erholung. Schon bald konnte ich mein Studium wieder fortsetzen.

Heute bin selbst ich überrascht, wie gut es mir nach meiner intensiven Behandlung geht. Ich stehe wieder mitten im Leben, kann meinen Hobbys nachgehen und die Zeit mit meinen Liebsten geniessen.
 

Remy